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Nachts im Labor

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Früher war ich immer der Meinung, an einem richtig guten Foto muss man nichts ändern. Wenn man etwas ändern muss ist es kein gutes Foto. Das liegt wohl noch an meiner analogen Denke, früher hatte man ja ohnehin keinen großen Einfluss auf das Ergebnis. Wer auf Qualität Wert gelegt hat ist zum Fotohöker seines Vertrauens gegangen, wobei auch die schon lange nicht mehr selber entwickelt haben, wer sparen musste ging zum Drogeriemarkt. Nach dem Urlaub musste man meistens sparen.

Was blieb war die letzte Auswahl. Die guten ins Album, die schlechten in den Papierkorb. Manche der schlechten mit schwerem Herzen, weil die Belichtung nicht saß, zu viel Schatten gestört hat, zu viel Licht, oder irgendwer seinen Hintern ins Bild schob. Heute kontrolliert man das Ergebnis auf dem Bildschirm, wenn es nicht gefällt macht man es halt mit einer anderen Belichtung noch einmal, wenn der fremde Hintern aus dem Bild ist.

Aber manchmal haut es trotzdem nicht hin, weil der Himmel zu trübe ist, der Wald im Schatten absäuft, der Horizont im Dunst untergeht oder der fremde Hintern den einzigen guten Moment gestört hat. Dann habe ich mich mit irgendwelchen Grafikprogrammen gequält oder doch den Papierkorb gewählt. Adobe war mir immer ein Gräuel, seit ich mal versucht habe mit Photoshop zu arbeiten. Ich war geeicht auf Corel, damit kannte ich mich halbwegs aus und wenn es nötig war hat es auch RawTherapee getan, meistens eher schlecht als recht.

Nach den ausufernden Fototouren der letzten Zeit und den architektonischen Herausforderungen rund um das Hamburger Rathaus (stürzende Linien, olé) blieb mir jedoch nichts anderes übrig als zu investieren. In den Leidraum natürlich, weil den jeder hat. Monopolunterstützer allesamt.

Rechtzeitig zum Wochende kam das Paket, in dem der Karton war, in dem ein kleiner Karton war, in dem ein noch kleinerer Karton war, in dem die Hülle mit der CD war. Wie wunderbar. Ähnlich verschachtelt erscheint auch sofort die Bedienung des Programms, aber das ist heute kein Problem mehr, Internetlehrfilme haben längst die Handbücher abgelöst, die sowieso kein Mensch gelesen hat. Tipps bekommt man entweder bei Adobe direkt oder bei Juhutube, wo unglaublich viele Hobbyfotografen ihre Lightroomerkenntnisse teilen.

Manchmal ist das unfreiwillig komisch, wenn jemand ein langweiliges Landschaftsbild zum Hingucker machen will und man nach 20 Minuten wilder Reglerei feststellt, das Landschaftsbild ist immer noch langweilig, nur sehr viel bunter. Dennoch helfen einem die ganzen Filmchen gut dabei die einzelnen Werkzeuge kennenzulernen und nach zwei Tagen und Nächten der Dauerschrauberei kann ich nur sagen, ich bin extrem begeistert.
 
Der große Nachteil an der Geschichte ist die Zeitfresserei. Inzwischen beherrsche ich die für mich relevanten Teile zwar mehr oder weniger im Schlaf, dafür hocke ich nächtelang im Labor und entwickel alle möglichen Fotos, die ich schweren Herzens zur Seite gelegt habe, nur weil sie kleine Schwächen aufwiesen. Noch schlimmer sind die Fotos, die man schon für sehr gut gelungen hielt aber natürlich trotzdem noch partiell verbessern kann, es findet einfach kein Ende.

Entwicklungshelfer (findet auch kein Ende heute): Bob Dylan - Blood On The Tracks / Desire / Hard Rain / Infidels / World Gone Wrong /Time Out Of Mind


 

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