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Kein Kaiser am Karfreitag

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"Wir machen gleich ma Foftein" kündigt Fritz 'Fieten' Wulf nach etwas über einer Stunde Blues, Rock und Bluesrock an, "dann könnt ihr ne Zigarette rauchen, nen Whisky trinken, oder euch beim lieben Gott dafür entschuldigen dass ihr hier seid." An letzteres hätte ich jetzt sicher nicht gedacht und auch die anderen ca. 150 Leute im Downtown Bluesclub sehen nicht aus, als würden sie ihre Anwesenheit irgendwie bedauern. Wenn es kaum noch Hoffnung auf gute Unterhaltung an christlichen Feiertagen gibt, dann kommen irgendwo Fieten Wulf und Blues Package um die Ecke, ob an Heiligabend, den anderen Weihnachtsfeiertagen und sogar am Karfreitag.

Wir sind gerade noch rechtzeitig und erwischen den letzten freien Tisch im Separee, dazu noch einen netten Hobbyfotografen am Nachbartisch, dem der Pappenheimer sofort einen sehr ausführlichen Grundkurs in Pappenheimerfotografie verpasst, inklusive Praxistraining vor der Bühne. Kann man mal machen, in der ersten Konzerthälfte spielen die ohnehin zu viele Gassenhauer, bei Don't Let Me Be Misunderstood mag er nicht einmal klatschen, dabei ist das mal ne richtig geile lange Version mit viel Gitarrengegniedel und exzellent gespielt. Exzellenter jedenfalls als John Hiatts Perfectly Good Guitar, aber das kann auch daran liegen, dass ich das Original vor nicht allzu langer Zeit gesehen habe. Als sie dann endlich mit Allman Brothers Klassikern loslegen ist der Mann natürlich Bier wegbringen, als ob das nicht bis zur Pause hätte warten können.

Dafür hat er inzwischen so etwas wie eine Raucherlounge entdeckt und herausgefunden, dass man sein Bier im Landhaus Walter wesentlich schneller bekommt als im vollen Club. An der Bar mit dem schnellen Bier steht auch Claus 'Dixi' Dierks, bevor er sich im zweiten Durchgang zum Bluespaket auf die Bühne begibt und die Mundharmonika auspackt. Yeah man, everyday, everyday i have the blues. Endlich ist auch der Pappenheimer zufrieden, nur aus der hinteren Reihe des Publikums ertönt ein aufdringlicher Musikwunsch. "Kaiser Wilhelm Bluuuus!" Irritierend. Hab ich noch nie von gehört, ist das neu? "Kaiser Wilhelm Bluuuus!" Nach jedem Stück. "Kaiser Wilhelm Bluuuus!" Bis endlich jemandem weiter vorne der Kragen platzt. "Dann sing das doch selber du Spacken." Das allgemeine Gelächter ist jedoch nicht gerade förderlich für das Selbstvertrauen und wir müssen auf einen Auftritt des Herrn verzichten, gibt keinen Kaiser am Karfreitag.

Dafür noch ein paar Gassenhauer, von denen einige sogar des Pappenheimer Wohlwollen finden, bei Riders On The Storm gesteht er, sogar ein paar Tränen der Rührung in den Äuglein gehabt zu haben. Und das will schon etwas heißen bei jemandem, der partout keine Gassenhauer mag.

Kaiserfotos: Blues Package und Dixi Dierks, Downtown Bluesclub, Landhaus Walter
Kaiserbier: Hopper Bräu, Heller Wahnsinn, 5.0%
Kaisermusik: Tamikrest - Chatma









 

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