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In einer anderen Welt

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Meine Hände sind gefesselt, zusammen mit zwei anderen Typen sitze ich auf der schaukelnden Pritsche eines Pferdewagens, auf dem Weg zu unserer Hinrichtung. Warum? Weiß ich selber nicht, ich bin rein zufällig irgendwo in die Revolutionswirren dieser Gegend geraten. Der Knabe neben mir sabbelt ohne Unterlass, muss wohl noch einiges loswerden bevor der Kopf rollt. Sein Gegenüber ist gezwungenermaßen schweigsam, man hat ihm vorsichtshalber einen Knebel in den Mund gestopft, denn angeblich kann seine Stimme töten.

Endlich in der Festung angekommen geht alles so schnell, dass ich keinen klaren Gedanken fassen kann. Als dieses riesige Feuer speiende Vieh auftaucht und die Soldaten gleich im Zehnerpack röstet bricht das totale Chaos aus. Drachen! Was für Monster!

Ich habe das unfassbare Glück, dass sich unter den Zivilisten ein Nordmann befindet, der sich seines Stammesgenossen erbarmt und mich von den Fesseln befreit. Gott sei Dank kennt er sich hier aus, ich muss nur hinter ihm herlaufen, so schnell wie möglich, keine Chance sich umzusehen und ehrlich gesagt möchte ich auch gar nicht wissen wo der Drachen gerade ist, es reicht dass ich ihn hören kann, ich muss hier weg...

Der einzig wahre Platz ist manchmal unter der Erde, wir schlagen uns durch den Keller der Festung und ein paar muffige Verliese. Das heißt, mein neuer Kumpel schlägt sich, ich gucke lieber zu. Mit dem rostigen Dolch den ich unterwegs aufgelesen habe wäre ich keine große Hilfe, weder bei den vier- noch bei den zweibeinigen Kanalratten die uns unterwegs begegnen. Irgendwann erreichen wir den Ausgang, ein rostiges Gitter ist das letzte Hindernis vor der frischen Luft eines schneebedeckten Berghanges. Zeit zum Atem holen.

Mein freundlicher Lebensretter verabschiedet sich Richtung Heimatdorf und lädt mich ein ihn zu begleiten, wahrscheinlich wäre es auch vernünftig ihm zu folgen, aber ich habe nicht einmal genug Gold in der Tasche um irgendwo etwas zu essen, geschweige denn für ein Zimmer im Gasthof oder, viel wichtiger, ein paar halbwegs anständige Klamotten. Ich muss nochmal zurück in die Festung, da liegt eine Menge Zeug rum, dass nach diesem Schlachtfest garantiert keiner mehr braucht.

Eine Stunde später habe ich immerhin eine abgewetzte Lederrüstung, ein Eisenschwert und einen Jagdbogen, für das Überleben in der Wildnis dürfte das vorerst reichen. Mal sehen wie weit das ist zu Fuß, bis zu diesem Dorf von meinem Kumpel. Vielleicht hätte ich mir seinen Namen besser merken sollen...

Mehr als zwei Jahre sind seit meinem letzten Anziehpuppenspiel für Jungs vergangen und mehr als fünf Jahre Spielentwicklung liegen zwischen Oblivion und seinem Nachfolger Skyrim, was man der Grafik mehr als deutlich anmerkt. Da ich meinen letzten Rechner schon mit einigen Hintergedanken zuammengebastelt habe was dieses Spiel angeht, ist natürlich alles an zusätzlichen Modifizierungen installiert was die Skyrim-Community hergibt. Realistisches Wasser, 4k Texturen für Gesichter und Landschaft, zusätzliche und verfeinerte Wettereffekte, dann alle Regler auf max - und löpt wie geschmiert. 

Seitdem befinde ich mich in einer anderen Welt, was angesichts der Wetterlage und der langen Abende wieder richtig Spaß macht, jedenfalls mehr als die Welt draußen. Digitale Schneestürme sind nicht kalt und digitales Wasser nicht nass, auch wenn es noch so realistisch durch die Höhlen und über die Hänge plätschert, aber diese Detailverliebtheit selbst in den kleinsten Bereichen ist schon überragend, man wird förmlich hinein gesogen in diese andere Welt.     

Es ist ganz und gar fantastisch, was man da zu sehen bekommt am Rand des Himmels. So fantastisch, dass man ab und zu einfach stehen bleibt, um die Lachse an den Stromschnellen springen zu sehen. Man sollte nur keinen Bären übersehen dabei.

Screenshots: The Elder Scrolls V: Skyrim
Bier: Rhöner Simco Serenade, 4.9%
Musik: Hazmat Modine - Extra-Deluxe-Supreme













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