Das portugiesische Mittelalterfestival im letzten Jahr fand ich total super, da kann das im Öjendorfer Park sicher nicht dran klingeln, ohne so ein Castillo fehlt schon der passende Hintergrund für Ritter und Burgfrollein. Aber wenn man gerade noch einen Nachmittag Zeit hat und das Wetter mitspielt kann man sich das ja mal angucken, ein paar Motive finden sich da sicher auch.
Die Webseite empfiehlt eine Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, aber nach Öjendorf brauche ich zehn Minuten mit dem Auto oder eine Stunde mit dem Bus, also Auto, fünfzig Minuten brauche ich nie für einen Parkplatz. Die ausgeschilderte Wiese ist auch groß genug, hier passen noch ein paar hundert Fahrzeuge drauf. Nix los am letzten Tag? Im anliegenden Campingbereich sind ebenfalls große Lücken zu erkennen, einige mittelalterlich verkleidete Menschen sitzen vor ihren Zelten und spielen Brettspiele mit kleinen Orks und Rittern, andere packen schon ihr Geraffel ein und auf dem Fußmarsch zum Gelände kommen mir sehr viele verkleidete Menschen entgegen, ich komme wohl zu spät.
Der Eintritt ist dafür günstiger und für meine Altersklasse gibt es sogar noch zusätzlichen Rabatt. Die Deutschen sind krasse Mittelalterfreaks, echt mal. Hier ist deutlich mehr los als in Portugal, jeder zweite rennt in irgendeinem Kostüm rum. Ritter und Piraten, Orks und Kräuterhexen, Zauberer und sogar Elfen, mit kleinem Bogen und großen Plastikelfenohren. Was ziemlich albern aussieht, im Gegensatz zu den wirklich beeindruckenden Orks, unter deren Haut ich trotzdem nicht stecken möchte bei diesen Temperaturen.
Der Öjendorfer Park ist ein beeindruckend großes Gelände, den hatte ich so gar nicht mehr in Erinnerung. Eine Bühne mit Mittelalterpiratenrock gibt es auch, nein zwei, die nächste ist noch größer. Die dritte wieder etwas kleiner und die vierte für Folklore, was sich nicht sehr vom vorher gehörten Dudelrock unterscheidet, es ist alles irgendwie mittelalterlich mit Stromgitarre. Auf der fünften Bühne ist gerade Pause, dafür dudeln unterwegs ein paar Musikanten auf freiem Gelände. Unterhaltungsprogramm an jeder Ecke, Gaukler und Jongleure, Frauen beim Mehlsackrugby und haufenweise Freaks im Blechanzug. Futter und Getränke in reichlicher Auswahl, viel Met, seltsame Biersorten und sehr viel Fleisch, für Veganer ist das hier nicht der Hit.
Rein zufällig stolpere ich zur rechten Zeit über den Pilgerpfad, auf dem hunderte von zünftig gekleideten Menschen in einer großen Mittelalterpolonaise über den Platz laufen. Pilgerreise nennt sich das, was ich aber auch erst durch einen Kommentar im Blog erfahren habe. Scheinbar versammeln sich dann alle
Es fehlt ein wenig an portugiesischer Exotik, an Bauchtanz und Schlangenbeschwörern, aber sonst - nicht schlecht. Und ganz schön viele. Erstaunlich viele, der Strom reißt überhaupt nicht ab und ist leider auch viel zu schnell und zu eng zusammen, um vernünftige Fotos machen zu können. Gibt es eigentlich eine Regel, nach der die besten Kostüme immer in der Mitte der Menge laufen müssen?
Während ich eine Wildschweinbratwurst verdrücke suche ich die Ritterkampfbahn, um sich prügelnde Ritter abzulichten, doch die Show ist leider schon vorbei. Mit Ritterkämpfen habe ich irgendwie kein Glück, aber falls ich im nächsten Jahr wieder über den Termin stolpern sollte versuche ich es ein drittes Mal.
Mittelalterfotos: Mittelalterlich Phantasie Spectaculum, Öjendorfer Park, Hamburg Billstedt
Mittelalterbier: Wildwuchs Brauwerk, Fastmoker Pils, 4.9%
Mittelaltermusik (nicht wirklich): Mdou Moctar - Akounak Tedalat Taha Tazoughai
