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Auf dem Sonnendeck

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Der Käptn hat Geburtstag und ich bin eingeladen. Die letzte Chance in diesem Jahr eine Runde auf der Omka zu schippern, alle bisherigen Termine sind durch widrige Umstände geplatzt, also muss ich dahin, auch wenn mich die Tage nach Heimspielen immer mehr zur Couch schielen lassen. Das Heimspiel verhindert auch beinahe die Besorgung eines adäquaten Geburtstagsgeschenks, aber der Edeka im Hauptbahnhof führt Gott sei Dank richtigen Captain Morgan Rum, nicht nur diese Spicepansche.

Auf der Autobahn im Stau, im Harburger Hafen dreimal verfahren und dann noch Parkplatz suchen, würde mich nicht wundern wenn die schon unterwegs sind. Doch weit gefehlt, die Omka liegt noch am Kai und ist mit etwa 20 Leuten schon gut gefüllt. Ich tausche mein Präsent gegen die wieder einmal sehr leckere Bordsuppe und ein Bier, fülle den Teller noch mal auf und frage mich gerade, ob wir hier jetzt liegen bleiben, da werden die Leinen auch schon gelöst. 

Stefan lenkt die Omka in Richtung Klappbrücke, aber die will nicht so recht klappen. "Wo will er eigentlich hin?" fragt mich jemand, aber ich bin der letzte der das beantworten kann. Eigentlich habe ich nur mit einer kleinen Runde um die Schlossinsel gerechnet. Kehrtwende und Anfahrt der nächsten Klappbrücke über irgendeinen Seitenkanal, aber die klappt auch nicht. Ist eh eine Sackgasse und alles Täuschungsmanöver, denn wir müssen zurück, der Bordmusikant fehlt. Broder Zimmermann, die Hälfte des genialen Duos Havariegefahr steht in seinen gelben Hochwasserhosen am Kai, fuchtelt mit den Armen und macht regen Gebrauch von seiner Trillerpfeife. Das verspricht First Class Entertainment heute, allein durch seine Anwesenheit.

Auf der Schlossinselrunde kann ich mich mit der Kamera austoben und bekomme noch jede Menge Infos vom Käptn dazu, der hier jeden Kahn kennt und wahrscheinlich auch alle Besitzer. Die Mariarosa hat gerade keinen, und 500.000 Öcken sind wahrscheinlich selbst für die Besitzer der "schicken" neuen Appartements mit angeschlossener Bootsgarage nicht mal eben aufzubringen, aber der glücklichste Tag im Leben eines Yachtbesitzers soll ja ohnehin der sein, an dem man den Kahn wieder verkauft.

Die Schlossinsel verändert sich rapide, wo vor ein oder zwei Jahren noch eine Slipanlage war stehen jetzt Luxuswürfelbauten mit Balkonen, auf denen man locker Doppelstrandkörbe aufstellen kann. Mit eigenem Anleger für Ruderboote und Kanus, den man mit der Omka ebenfalls benutzen kann, denn die ist schließlich ein Boot und ein Ruder hat sie auch, wie der Käptn mir auf meinen Hinweis erklärt. Ich bin aber auch ne Landratte manchmal.

Der Anleger ist groß genug um ein paar Tische und Bänke aufzustellen, während die kleinen Jungs versuchen den kleinen Mädchen durch waghalsige Sprünge ins Hafenbecken zu imponieren. Es gibt Wurst vom Grill, Kaffee, Kuchen, leckere kleine Gläser mit Kirschwasserkirschensahnegedöns für Erwachsene und eine Auswahl der besten Shanties von Broder, interessiert beobachtet und belauscht von den Balkonen. Eigentlich müssten wir für das maritime Flair was wir hier verbreiten den Klingelbeutel rumgehen lassen, so etwas bekommt man sicher nicht jeden Tag geboten.

Andererseits mag es inzwischen Leute geben die in den Hafen ziehen und sich hinterher über Schiffe beschweren, man weiß ja nie.


Passend auf den Ohren gerade das Ship of Fools: Grateful Dead - From The Mars Hotel


















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